Kleiderkiste Achern schließt

Kleiderkiste

Ingeborg Reiling vom ehrenamtlichen
Helferteam ist traurig. Sie hätte gern weiterhin Menschen aller sozialen
Schichten in der Kleiderkiste begrüßt.
Foto: Michaela Gabriel

VON MICHAELA GABRIEL

Aus Acher-Renchzeitung vom 20.11.2021

 

Achern.
Zum Jahresende schließt die Kleiderkiste, ein sozialer Treffpunkt in den Räumen des Diakonischen Werks in der Acherner Ratskellerstraße 8. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter und die Kunden, die dort regelmäßig nach günstigen gebrauchten Kleidungsstücken gesucht haben, sind
enttäuscht. Ein Nachfolgeprojekt dieser Art scheitert an fehlenden Räumen in der Innenstadt.

Rote Zahlen hat die Kleiderkiste wohl immer geschrieben. Davon ist in der Info zu lesen, die die evangelische Kirchengemeinde für ihren Gemeindebrief vorbereitet hat. Die Kleiderkiste war ihr soziales Projekt zusammen mit dem Diakonischen Werk im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau. Es startete vor sechs Jahren unter der Leitung
der damaligen Pfarrerin Renate Müller-Krabbe mit zwölf ehrenamtlichen Mitarbeitern. Tragbare gebrauchte Kleidung wurde hier sehr günstig an
Menschen weitergegeben, die wenig Geld haben oder die bewusst keine
neuen Dinge kaufen wollten.

Briefe geschrieben

„Es tut mir im Herzen weh, dass am 21. Dezember Schluss ist“, sagt
Ingeborg Reiling. Sie ist eine von zuletzt sieben ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und liebt ihre Einsatzzeiten am
Dienstagvormittag: „Wann hat man schon mal dankbare Leute um sich?“ Um
die Schließung vielleicht abzuwenden, habe das Team Briefe geschrieben und Unterschriften gesammelt – leider ohne Erfolg: „Die armen Leute
haben keine Lobby.“ Auch Doro Steurer-Braun, hauptamtliche
Mitarbeiterin der Diakonie, findet es schade, dass das Projekt zu Ende
geht: „Der Laden ist gut besucht, es ist reges Leben da.“ Man könnte
ihn auch weiterhin gut in der Stadt gebrauchen.

Die Schließung zum Jahresende sei ein langer Prozess gewesen, erklärt
die Dienststellenleiterin des Diakonischen Werkes in Achern, Gabriele
Gröger. Es habe mehrere Gespräche der Verantwortlichen gegeben, um das
Projekt zu retten. Während der Lockdowns in der Pandemie seien die
Einnahmen ausgeblieben und die Fixkosten für Miete und Nebenkosten
weitergelaufen. Neue Umsatzsteuervorschriften ab 2022 würden die
finanziell schlechte Lage weiter verschärfen. Bei der Kirchengemeinde
und der Diakonie handle es sich um Körperschaften, die Kleiderkiste
gelte als gewerblicher Betrieb. Deshalb dürften potenziellen Unterstützern auch keine Spendenquittungen ausgestellt werden.

„Wir sind alle traurig, dass es so ist. Aber uns bleibt nichts anderes übrig“, erklärt Pfarrerin Katrin Bessler-Koch. Die evangelische Kirchengemeinde habe das Projekt jedes Jahr bezuschusst. Die Entscheidung zur Schließung sei letztlich im Aussichtsrat des Diakonischen Werkes gefallen. Der Kirchengemeinderat
hoffe, dass diese für viele Menschen wertvolle Arbeit an anderer
Stelle weitergehen kann.

Die Räume verlassen

Bis Ende 2019 hatte der Caritasverband Acher-Renchtal einen
Kleiderladen im alten Josefshaus in der Kronengasse. Dann musste er die
Räume verlassen und sucht seitdem eine Möglichkeit, an anderer Stelle
neu zu eröffnen – ohne Erfolg. Vorstandsvorsitzender Robert Sauer weiß,
dass jetzt die Zeit drängt. „Es braucht dieses Angebot in Achern. Wir
streben an, dass es nicht zu einer Versorgungslücke kommt“, sagt
er. Regale und Kleiderständer habe man eingelagert, ehrenamtliche
Helfer gebe es und an der Kleidung würde es auch nicht scheitern. Aber
einen neuen Raum habe man noch nicht.

Das gleiche Ziel, einen Laden für gebrauchte Kleidung zu eröffnen und dazu ein täglich geöffnetes Begegnungscafé, hat der Verein Achern-Miteinander. Vorsitzende Monika Huber würde dabei gern mit den Sozialverbänden zusammenarbeiten. Doch auch sie hat noch keine Räume gefunden. Damit die Miete künftig finanziert ist, habe der Verein bereits Förderanträge gestellt. Ein Anlaufpunkt zum Treffen, zum Reden und zur Versorgung mit gebrauchter Kleidung in der Innenstadt brauche es dringend. Genau dieser Meinung waren vor sechs Jahren auch die
Erfinder der Kleiderkiste, die jetzt schließt.

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