Wir haben immer noch viel zu tun

M. Huber

Zur Person Monika Huber Monika Huber ist Vorsitzende und Koordinatorin von „Achern Miteinander“. Der Verein will den Menschen in Achern bei der Integration unterstützen und verschiedene Möglichkeiten schaffen, um in Kontakt zu kommen, nicht nur in der Flüchtlingshilfe.

Bericht aus Acher Bühler Bote vom 7.3.2022

Achern. Rund eineinhalb Millionen Menschen haben nach Angaben der Vereinten Nationen die Ukraine wegen des Kriegs verlassen. Ein Teil der Flüchtlinge wird auch in der Region Zuflucht suchen.

ABB-Redaktionsmitglied Stefanie Prinz hat mit Monika Huber darüber gesprochen, was das für die Arbeit der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer in Achern heißt. Huber ist Vorsitzende und Koordinatorin des Vereins Achern Miteinander, ehemals Arbeitskreis Migration. Was bedeutet es für die ehrenamtlichen Helfer des Vereins, wenn Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, in Achern zusätzlich zu den weiteren Flüchtlingen dazukommen werden?

 

Huber Wir haben immer noch viel zu tun mit allem, was wir seit 2014 und 2015 anbieten. Die Menschen aus der Ukraine können selbstverständlich auf unsere materiellen Angebote zurückgreifen, wenn sie zum Beispiel Fahrräder oder Geschirr brauchen, so wie jeder bedürftige Acherner auch. Nach wie vor sind wir aber auf der Suche nach geeigneten Räumen für einen Kleiderladen mit Café. Wir organisieren weiterhin Hausaufgabenhilfe für Schulkinder sowie ehrenamtliche Unterstützung für Erwachsene beim Sprachenlernen. Aber wir bräuchten noch mehr Helfer. Es gibt ja in Achern Menschen aus der Ukraine und ich denke, dass diese sich auch um ihre Landsleute kümmern werden. Allein wegen der Sprache wäre das wichtig. Welche konkreten Herausforderungen sehen Sie durch diese neue Situation kommen?

 

Huber Wohnen ist weiterhin ein großes Thema. Die Acherner Gemeinschaftsunterkünfte am Bahnhof und in der Hornisgrindestraße unter der Regie des Ortenaukreises sind voll belegt. Da die ukrainischen Flüchtlinge kein Asylverfahren durchlaufen müssen, kommen sie wohl direkt in die Anschlussunterbringung, für die die Gemeinden zuständig sind. Das heißt, es ist dann die Aufgabe der Stadt, die Menschen mit Wohnraum zu versorgen. Es gibt in Achern um die 400 leerstehende Wohnungen, da muss an die Eigentümer appelliert werden, den Menschen Wohnmöglichkeiten anzubieten. Jahre im Container zu leben, ist nicht gut, auch was die Integration angeht, weil die Leute dann zu abgeschottet sind. Auch das Thema Kindergartenplätze und Beschulung wird relevant werden. Sie sprachen schon an, dass es an Helfern fehlt?

 

Huber Wir haben gerade neue Begleiter für unsere Hausaufgabenbetreuung engagieren können, vor allem für Grundschulkinder, aber auch für Erwachsene, die Sprachkurse besuchen. Im Moment sind etwas über 100 Menschen in den beiden Gemeinschaftsunterkünften, die ungefähr zwei Jahre da leben und auch danach noch von uns weiter begleitet werden, wenn sie in Achern bleiben. Dafür bräuchten wir noch mehr Ehrenamtliche, die sich individuell um eine geflüchtete Familie kümmern, zum Beispiel Briefe übersetzen, Arztbesuche begleiten, mal gemeinsam einen Ausflug machen oder am Anfang zeigen, was in Achern wo ist. Nach Corona könnte ich mir auch vorstellen, dass die Stadtverwaltung die Neuankömmlinge ins Rathaus einlädt, um ihnen die Berührungsängste mit dieser Institution, in der sich das Migrationsamt befindet, zu nehmen. Könnte die Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge, die schon da sind oder aus anderen Teilen der Welt ankommen, abnehmen, wenn die Menschen aus der Ukraine da sind? Der Krieg in Osteuropa ist ja gerade sehr viel präsenter als Konflikte in anderen Krisenregionen.

 

Huber Ich habe den Eindruck, dass die Hilfsbereitschaft sehr groß ist. Wie sehr das anhalten wird, wird sich erst noch zeigen. Die Situation bedrückt uns alle sehr. Wir hatten 2015 einen großen Aufruf. Aus der Zeit habe ich noch rund 150 E-Mail-Adressen von Freiwilligen, die wir wieder ansprechen könnten. Ich denke schon, dass einige bereit wären, sich wieder zu engagieren. Doch einige begleiten nach wie vor „ihre“ Familien, die sie seit 2015 unterstützen. So sind auch Freundschaften entstanden. Im Internet wird auf rassistische Art und Weise schon von den Ukrainern als „richtige“, weiße Flüchtlinge gesprochen.

 

Huber Als 2015 die ersten Flüchtlinge hier ankamen, hat das schon das Stadtbild verändert, man kannte das nicht. Je weiter entfernt andere Menschen von unserem Kulturkreis scheinen, desto mehr sind wir in der Regel mit einer Kontaktaufnahme zurückhaltend. Wer gar keinen Kontakt zu diesen Menschen hat, sieht das noch stärker und hat eher ein Gefühl von Fremdheit. Deshalb sind individuelle Begegnungen und das Sich Kennenlernen so wichtig. Dafür setzen wir uns nach wie vor ein und sind sehr bemüht, Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.

 

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