Aus Acher-Bühler-Bote
Ergebnisse aus „Zukunftswerkstatt“ vorgestellt / Achern setzt auf Vermittlung von Wohnungen
Von unserem Mitarbeiter Michael Moos
Bauboom: Michael Moos
Achern. „Wie wollen wir 2030 in Achern leben?“ Auf diese Frage, gestellt vor einem Jahr in einer „Zukunftswerkstatt“ in der Großweierer Schloßfeldhalle, gibt es nun die ersten Antworten. Der Gemeinderat wird nach intensiven Vorberatungen im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss am kommenden Montag über ein ganzes Bündel von Maßnahmen abstimmen, das in den Monaten nach der „Zukunftswerkstatt“ von zahlreichen Ehrenamtlichen erarbeitet wurde.
Gefördert aus Mitteln des Stuttgarter Sozialministeriums, startete im vergangenen Jahr in Achern das Projekt „Integration durch bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft“, kurz IBEZ. Wie die städtische Integrationsbeauftragte Franziska Möker bei der Vorstellung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen erläuterte, entwickelten 40 Haupt- und Ehrenamtliche in mehr als 2.400 Stunden und gut 30 Sitzungen Konzepte und Ideen, um das Zusammenleben der verschiedenen Gruppen in Achern zu verbessern.
Zum vorläufigen Ende des IBEZ-Prozesses votierte der Ausschuss jeweils für folgende Maßnahmen:
• Es wird analog zur Sportlerehrung eine jährliche Feierstunde zur Anerkennung ehrenamtlichen Engagements eingeführt.
• Die im Zuge der Beratungen für den aktuellen Doppelhaushalt zurückgestellten Planungen für die Errichtung eines muslimischen Grabfelds werden im Zuge des Doppelhaushalts für die Jahre 2022 und 2023 wieder aufgenommen.
• Das kommunale Ferienprogramm soll zu einem ganzjährigen Angebot ausgebaut werden.
• Bereits in der kommenden Woche startet ein „Sprachcafé“: Zwei ehrenamtlich tätige Dozentinnen haben sich gegen eine Aufwandsentschädigung bereiterklärt, regelmäßige Deutschkurse anzubieten. Parallel dazu werden Kinder betreut, um vor allem Frauen die Möglichkeit zu geben, an den Kursen teilzunehmen.
• Unabhängig vom Neubau zahlreicher Wohnungen in Achern wird weiterer Handlungsbedarf bei der Bereitstellung preisgünstiger Wohnungen gesehen. Unter dem Motto „Soziales Wohnen in Achern“ setzt die Stadtverwaltung auf die Zusammenarbeit mit dem Caritasverband: Man will eine „Zentrale Fachstelle Wohnen“ einrichten und überdies das Landesprogramm „Raumteiler“ nach Achern bringen. Ziel ist die Vermittlung leerstehender Wohnungen an Menschen, die ein Zuhause suchen.
Sprecher aller Fraktionen begrüßten die vorgeschlagenen Maßnahmen und würdigten das Engagement der Arbeitsgruppen mit den zumeist ehrenamtlich tätigen Menschen. Man war sich einig, dass der Zugang zur deutschen Sprache eine wichtige Grundvoraussetzung zum gesellschaftlichen Miteinander ist. „Wir haben das Gefühl, dass sich da etwas in die Tiefe entwickeln kann“, meinte CDU-Fraktionschef Karl Früh. Ebenso wie Früh sah auch Thomas Kohler (Freie Wähler) die Stadt bei der Integration noch nicht am Ende des Wegs angelangt. Um interkulturelle Barrieren zu überwinden, sei aber auch das Engagement von mehr Menschen mit Migrationshintergrund gefragt. „Zukunft braucht neue Initiativen und Begegnungen“, unterstrich Gabriele Hoggenmüller im Namen der Acherner Bürger Liste (ABL), verwies gleichzeitig aber auch auf die in Achern bereits vorhandenen Initiativen und Aktivitäten. Von „einer großen Aufgabe“ sprach Martin Siffling (Grüne), während Alois Berger-Köppel (SPD) die Erwartung äußerte, dass sich der für die Integrationsarbeit nötige Aufwand „letztlich lohnen wird.“ Kommentar
Hintergrund
Mit dem Programm „Raumteiler“ verfolgen Staatsministerium, Städtetag Baden-Württemberg, Kommunen, Ehrenamtliche und Vermieter ein Ziel: Mehr privaten Wohnraum zu vermitteln und damit einen entscheidenden Beitrag zur Integration leisten. Vermieter: profitieren von sicheren und langfristigen Mieten, von einer verlässlichen Begleitung und teils von kommunalen Mietausfallgarantien oder finanziellen Zuschüssen.
Das Programm „Raumteiler“ unterstützt Städte und Initiativen mit kostenlosem Kommunikationsmaterial, einer Webseite, professioneller Beratung und kollegialer Vernetzung. Vermieter können eine Renovierungsprämie in Anspruch nehmen und profitieren in Streitfällen durch die professionelle Begleitung der Vermittlungsstelle für Soziales Wohnen.
Auch Kommunen sehen Vorteile im „Raumteiler“-Programm: Sie können auf den aufwändigen Bau kommunaler Unterkünfte verzichten: Eine dezentrale und private Unterbringung Wohnungsloser ist flexibler, vermeidet soziale Brennpunkte und fördert Integration.
In der Stadt Achern sind derzeit insgesamt 96 Erwachsene und 57 Kinder (Stand ordnungsrechtlich durch die Kommunalverwaltung untergebracht, obwohl es nach Einschätzung der Stadtverwaltung eine beachtenswerte Größe an leerstehenden Wohnraum gibt. mm